Cristian Vogel 1970 in Chile geboren, verlässt das Land mit seinen Eltern bereits im Alter von zwei Jahren noch während der Pinochet-Ära. Die Familie läßt sich zuerst in Brighton nieder, und zieht dann in die Nähe von Birmingham, wo Cristian Vogel den größten Teil seiner Jugend mit dem verbringt, was man als aufstrebender Musiker so tut: er spielt in irgendwelchen erfolglosen Bands, hört Skate Punk und versucht sich an dem primitiven Studio-Equipment, das ihm durch seine diversen Bands zur Verfügung steht.

Ende der 80er Jahre entwickelt Cristian Vogel ein reges Interesse für neue Technologien, vor allem Computer und programmierbare Musik. Längst hat er keine Lust mehr, die diversen Bands in denen er spielt erfolglos dazu zu bringen, ihren musikalischen Horizont zu erweitern und bringt sich deshalb selbst das Programmieren von Drumcomputern und Samplern bei. 1990 produziert er mit Hilfe eines befreundeten DJs seinen ersten Track. Mit diesem rudimentären Breakbeat-Track in der Tasche klappert Vogel sämtliche Plattenläden der Umgebung ab und verkaufte innerhalb von kürzester Zeit die gesamte Erstauflage.

1991 bekommt Cristian Vogel einen Studienplatz für das Fach "Musik des 20ten Jahrhunderts" an der Universität in Brighton. An der Uni hat er nun nicht nur ein topmodernes 24-Spur Studio zu seiner unbegrenzten Verfügung, sondern mit Jonathan Harvey, einem talentierten Komponisten und Schüler Stockhausens, auch einen erfahrenen Tutor, der Vogel's embryonales Interesse an Musik befördert und ihm hilft, die Ausdruckskraft und verschiedenen Möglichkeiten der elektronischen Klänge zu verstehen.

Inspiriert von der lebendigen Musikszene Brightons und durch die ständige Weiterentwicklung seiner Fähigkeiten im Umgang mit dem diversen Studioequipment ist Cristian Vogel 1992 so weit, dem örtlichen DJ Dave Clarke ein Demotape zu schicken. Vogel hatte Clarke im Radio gehört und war sich sicher, in ihm den idealen Begutachter für seine musikalische Weiterentwicklung gefunden zu haben. Und tatsächlich hat Clarke doch immerhin so viel Interesse, daß die beiden anfangen, zusammen im Studio zu arbeiten. Das Resultat ist 1993 Cristian Vogel's erster offiziellen Release, "The Infra EP" auf Clarke's eigenem Magnetic North Label. Cristian Vogel nimmt noch eine weitere EP auf dem Magnetic North Label und zeitgleich auch auf Russ Gabriels Ferox Label auf. Bis Ende 1993 hat er durch diese frühen Veröffentlichungen bereits im Pantheon des europäischen Techno etabliert.

Sein Ruf breitet sich schnell aus und verfestigte sich auch im Europa außerhalb der britischen Inseln als 1993/94 das deutsche Mille Plateaux Label mehrere Cristian Vogel EPs veröffentlicht. Cristian Vogel beginnt mit Thomas Heckman in Deutschland zu arbeiten und geht mit ihm nach Österreich, Deutschland und in die Schweiz. Voller Ideen und Tatendrang kehrt er nach diesem Trip wieder nach England zurück wo er sich mehr denn je des einengenden insularen Charakters der UK Szene bewußt ist.

1994 veröffentlicht Cristian Vogel seine erste LP, "Beginning To Understand" auf Mille Plateaux und eine Reihe von EPs mit Si Begg unter dem Namen Invetech auf Thomas Heckman's Trope label. Mittlerweile ist Vogel eine bekannte Größe im europäischen DJ Reigen und spielt alle wichtigen Gigs in ganz Europa. Unter anderem geht er im Berliner Tresor ein und aus, was unweigerlich zu einer Veröffentlichung auf dem gleichnamigen Label führt. Seine erste LP auf Tresor ist das hochgelobte Album "Absolute Time" von 1995. Im selben Jahr gründet Vogel zusammen mit Si Begg sein eigenes Label, Mosquito. Das Label entwickelt sich und etabliert eine Club Night in Brighton, The Box, die der Techno-entwöhnten Szene Brightons eine neue Heimat gibt. Mosquito entdeckt junges Blut in der Zusammenarbeit mit Neil Landstrumm, einem Schottischen Techno- Wunderkind mit dem Cristian Vogel später bei seinem Projekt "Blue Arsed Fly" zusammenarbeiten wird.

Mitte der 90er Jahre steigt die Karriere von Cristian Vogel immer steiler an. 1996 baut er sein eigenes Studio und veröffentlicht kurz darauf seine bislang innovativsten Platten, das Album "Bodymapping" mit dem Killer-Track "Bite & Scratch". 1996 wird Cristian Vogel's Arbeitswut in einer Peel Session gewürdigt deren Aufnahmen später auf dem nächsten Album "Specific Momentific On Mille Plateaux" erscheinen, einem guten Beipiel für Vogel's überbordende Experimentierfreudigkeit.

Trotz aller Erfolge ist Cristian Vogel Ende 1996 in zunehmendem Maße enttäuscht von der Techno-Szene, die ihm zu statisch und wenig innovativ erscheint. Seine Stimmungslage gegenüber dieser Szene dokumentiert er auf der nächsten Veröffentlichung mit dem bezeichnenden Titel "All Music Has Come To An End" LP. Diese Platte ist als Kommentar zu der Szene mit der Cristian Vogel assoziiert wird gemeint, und erforscht darüber und weit über den Dance-Floor hinausgehend die Rolle und Aufgabe elektronischer Musik im allgemeinen. Der pessimistische Titel konterkariert die positiven musikalischen Strömungen auf dieser LP, die den vehementen Versuch darstellen, Techno aus der Sackgasse zu befreien, in der er sich nach Cristian Vogels Überzeugung verfahren hat.

Im selben Jahr gründet Vogel seine No Future Organisation, die einerseits versuchen soll, die verschiedenen Fäden seiner eigenen Karriere miteinander zu verbinden und andererseits die verschiedenen Interessen seelenverwandter Musiker und Künstler wie Neil Landstrumm und Si Begg zu kultivieren. No Future ist in allen kulturellen Aspekten involviert, organisiert Parties und Events in und um Brighton, und ist letztendlich ein bewußter Versuch, durch Gruppenbildung Stärke zu erzeugen und die Teilnehmer auch vor der Maschinerie der Musikindustrie verteidigen.

Durch No Future trifft Vogel 1996 den Bristoler Jamie Lidell, durch den er neue Impulse für seine Karriere bezieht. Lidell ermutigt den uninspirierten und pessimistischen Cristian Vogel, der den Sinn des Musikmachens generell immer mehr in Frage stellt zu einer neuen Perspektive und stiftet ihn dazu an, alle möglichen Formen von Musik zu hören, von Soul und Jazz zu Funk und Rock. Das Aufeinandertreffen der beiden ist äußerst fruchtbar, und bald fangen sie an miteinander musikalische Ideen zu entwickeln und unter dem Namen Super_Collider zusammen Musik zu produzieren.

1997 arbeiten die beiden unter dem Namen Super_Collider und in einer intensiven, kollaborativen Koproduktion unter Einbeziehung von Lidell's Gesang. 1998 wird die selbst produzierte "Head On" LP auf dem Brightoner Label Loaded Records veröffentlicht. Die Platte wird ein unmittelbarer Erfolg und als eine der Veröffentlichungen des Jahres gefeiert. Zum ersten Mal in gut zwei Jahren machte es Cristian Vogel wieder Spaß, Musik zu machen. Mit diesem neuen Spirit für das Musikmachen veröffentlicht Cristian Vogel im weiteren Verlauf des Jahres 1998 das "Busca Invisible" Album, das letzte für Tresor und unterschreibt 1999 bei novamute, was keinen Einfluß auf seine Aktivitäten bei Super_Collider hat.

Sein Labeldebut auf novamute heißt "Rescate 137". Mit einer neu entdeckten Dynamik hat Cristian Vogel ein beachtenswertes Album hervorgebracht, das 1999 in Brighton aufgenommen wurde. Das Album ist genau zwischen zwei Extremen angesiedelt: es bietet Musik sowohl für den Dancefloor als auch zuhause auf den Kopfhörern. Ein exquisites Stück Ambient mit dem Cristian Vogel wohl endlich die Meriten einsammeln wird, die ihm schon seit zehn Jahren zustehen.

Cristian Vogel
Chili
http://www.novamute.de

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